vendredi 6 juillet 2012

Die Schwedische Meile oder wie lang ist eine mil?

Auch wenn bereits im Jahre 1889 das metrische System in Schweden eingeführt wurde, so spricht man bei Entfernungsangaben immer noch von der „mil“, also der Meile. Wer ein Auto kaufen will, findet bei den Angaben wie viel Liter Treibstoff das Fahrzeug pro mil (Meile) verbraucht und selbst in Dokumenten des Finanzamts kann man immer noch nicht nach dem Kilometergeld suchen, sondern muss nach „milkostnad“ und „milersättning“ suchen.

Es stellt sich daher die Frage wie viel eine schwedische Meile eigentlich ist. Aber genau hier beginnt das eigentliche Problem, denn seit 1889 benutzt man, genau genommen, nicht mehr die Meile (mil), sondern die Neumeile (nymil), die genau zehn Kilometer ausmacht. Die Umrechnung von Meile und Kilometer macht also keinerlei Probleme.

Aber dies beantwortet immer noch nicht die Frage, wie lang eigentlich eine schwedische Meile ist. Um dies zu beantworten, muss man ins Jahr 1649 zurückkehren, als in Schweden erstmals einheitliche Masse für Längenangaben festgelegt wurden. Und um diese Zeit war die Ausgangsbasis der fot (Fuß) in seiner ganzen Länge, was auf 29,69 Zentimeter festgelegt wurde. Anschließend kam der aln (Arm) vom Ellbogen bis zu den Fingerspitzen, was 59,4 Zentimeter ergab. Das nächste Maß war der famn (ausgestreckte Arme) zwischen den beiden äußersten Fingerspitzen, was 1,78 Meter entsprach. Eine mil, die Meile, entsprach 36.000 fot oder 18.000 aln, was zu einer Meilenlänge von 10.688,54 Metern führte. Und da die Gesetzgebung zu dieser Zeit aus dem Uppland kam, spricht man hierbei auch von der Upplandsmil, der Upplandsmeile.

Natürlich gab es auch vor dieser Reform des Jahres 1649 bereits offizielle Angaben zur Länge einer Straße, denn bereits ab dem 13. Jahrhundert wurden durch die sogenannten Landschaftsgesetze gewisse Normen eingeführt. Das Problem dabei war nur, dass Schweden kein einheitliches Reich im heutigen Sinne war, sondern jede Region eigenständig verwaltet wurde. So kam es auch dazu, dass in in jeder Region die Meile eine andere Länge hatte, auch wenn man heute nicht mehr so genau weiß wie diese Längenangaben zustande kamen.

Vor 1649 entsprach eine Meile in Westschweden genau 13 Kilometer, während sie in Dalarna 14.485 Meter ausmachte und im Småland gerade einmal 7000 Meter. Jede Region Schwedens hatte seine eigene Auslegung zur Meile. Da diese Angaben in der Umgangssprache und der Literatur auch noch lange nach der Reform im Jahre 1649 benutzt wurden, muss man bei der Lektüre alter Bücher und Dokumente erst einmal überlegen in welchem Jahr das Werk geschrieben wurde und in welcher Landschaft, denn das Prinzip, dass 10 Kilometer eine Meile ausmachen, kann man hier kaum anwenden.

Dass man in Schweden bereits 1889 das metrische System einführte, verdankt man allerdings der schwedisch-norwegischen Union, da man sich innerstaatlich auch über Entfernungen sinnvoll verständigen wollte, die schwedische Meile jedoch 10.688 Meter ausmachte, während die norwegische 11.298 Meter lang war, was mit einer Pferdekutsche und einer langen Strecke ein bedeutender Unterschied sein konnte. Allerdings hatte die Einführung des metrischen Systems nichts daran geändert, dass man auch danach weiterhin auf beiden Seiten von der Meile sprach.

Copyright: Herbert Kårlin

mardi 5 juin 2012

Der Tag der schwedischen Flagge

Auch wenn die schwedische Flagge die zweitälteste der Welt ist, ihre Vorfahren also bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, und Oscar II. im Jahre 1873 als erster König Schwedens befohlen hat die schwedische Flagge am Schoss zu hissen wenn er sich dort aufhält, so bekam die Flagge erst am 6. Juni 1916 ihren eigenen Tag, lange bevor dieser Tag auch zum Nationaltag Schwedens erklärt wurde.

Und dennoch besteht ein gewisser Zusammenhang zwischen dem Nationaltag und dem Flaggentag, denn mit der nationalistischen Strömung ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Schweden immer häufiger darüber diskutiert, einen schwedischen Nationaltag einzuführen. Zur Auswahl standen allerdings nicht nur der 6. Juli, sondern auch Mittsommer und die Todestage der Könige Gustav II. Adolf und Karl XII.

Die Entscheidung wurde dann jedoch nicht auf politischem Niveau gefällt, sondern durch die Initiative von Artur Hazelius, der damals das Nordiska Museet leitete und 1891 das Skansen in Stockholm gegründet hatte. Am 6. Juni 1893 rief er das „Vårfest på Skansen“ (Frühlingsfest) aus, und der Gustafsdagen war damit in Erinnerung an Gustav Vasa geschaffen, auch wenn sich dieses noch nicht in Form eines Nationaltags ausdrückte, sondern nur dadurch, dass die schwedische Flagge in den Vordergrund gedrängt wurde und das Skansen zum nationalen Schauplatz Schwedens wurde.

Das Frühlingsfest im Skansen endete ab dem 6. Juni 1893 jedes Jahr mit einem großen Flaggenfest, was wiederum dazu führte, dass bereits zwei Jahre später nicht nur die schwedische Flagge über dem Skansen wehte, sondern auch der Umzug zum Skansen von etwa 2000 fahnenschwenkenden Kindern begleitet wurde.

Als dann 1905 die schwedisch-norwegische Union aufgelöst wurde, entstand nur ein Jahr später die heutige schwedische Fahne und das Nationalbewusstsein der Schweden war auf seinem Höhepunkt angekommen. Die schwedische Fahne tauchte ab diesem Jahr nahezu neben jedem Haus des Landes auf, wobei zu dieser Zeit zwar das Aussehen der Flagge vom Gesetz geregelt war, nicht aber die Tage an denen die Flagge gehisst werden durfte.

Mit dem ersten Weltkrieg wurde die schwedische Flagge dann das bedeutendste Symbol des Landes und am 6. Juni 1916 wurde bereits der erste offizielle Flaggentag Schwedens landesweit gefeiert. Da das Skansen jedoch kein Landessymbol war, sondern Privatunternehmen, wurde der schwedische Tag der Flagge in Stockholm ab 1916 ins Stadion versetzt, wo sie bis 1963 offiziell gefeiert wurde, zusätzlich zum Frühlingsfest im Skansen. Erst 1963 kam das Fahnenfest dann zurück ins Skansen, das im gleichen Jahr in Form einer Stiftung unter staatliche Führung gestellt wurde und seit dieser Zeit von Steuern mitfinanziert wird.

Seit 1983 ist der 6. Juni der schwedische Nationaltag und der Fahnentag wird mehr als „Beigabe“ zum Nationaltag betrachtet, obwohl es geschichtlich eher umgekehrt ist, dass nämlich der Nationaltag dem Tag der schwedischen Flagge angegliedert wurde.

Copyright: Herbert Kårlin

vendredi 13 mai 2011

Zecken in Schweden

In Schweden kommen insgesamt rund zehn verschiedene Arten von Zecken vor, wobei die meisten Arten nur sehr regional vorkommen und nur wenige unter ihnen überhaupt den Menschen als Wirt nehmen. Die Ausnahme ist jedoch die Ixodus ricinus (Holzbock), die mittlerweile in fast ganz Schweden vorkommt und mittlerweile selbst den Küstenstreifen Nordschwedens erreicht hat.

Nach Thomas Jaenson, Professor für Biologie an der Universität Uppsala, der sich auf die Lebensveränderungen von Zecken durch Klimaveränderungen spezialisiert hat, werden Zecken in den nächsten Jahren auch das Hinterland in Nordschweden erreichen, von den reinen Berggebieten abgesehen, da Zecken aktiv werden, sobald die Temperatur über fünf Grad (Bodentemperatur) steigt.

Auch wenn die weiblichen Zecken (Ixodus ricinus) in jedem ihrer vier Entwicklungsstadien nur einmal Blut saugen und nur eine relativ geringe Anzahl den Menschen als Wirt findet, so sind sie heute wegen der steigenden Anzahl an TBE-Fällen und Borreliose gefürchtet. Bereits heute übertragen nahezu 30 Prozent der in Schweden vorkommenden Ixodus ricinus (Holzbock) die Borreliabakterien.

Der TBE-Virus ist bisher in Schweden mit knapp über 200 Fällen im Jahr noch relativ begrenzt und kann nur von etwa einem Prozent der schwedischen Zecken übertragen werden, wobei sich die bisherigen Fälle überwiegend im Uppland, Sörmland und auf den Inseln sowie an den Stränden des Mälaren häufen. Allerdings steigen mittlerweile auch die Anzahl der Fälle am Vänern, in Skåne, sowie im Bohuslän und in Göteborg.

Gemäß der Klimamodelle für Schweden werden Zecken, die grundsätzlich eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen, sich in Nordschweden immer wohler fühlen, während die immer häufigere Trockenheit in Südostschweden die Tiere mehr und mehr verdrängen wird.

Zecken werden in Schweden hauptsächlich von Rotwild verbreitet, was, zusammen mit der kontinuierlichen Erwärmung Nordschwedens, erklärt, warum sich die Tiere beginnen auch in Lappland auszubreiten, in Gegenden, in denen Holzböcke bis vor kurzem noch völlig unbekannt waren.

TBE (Tick Borne Encephalitis) oder Zeckenenzephalitis ist eine Viruserkrankung gegen die man sich impfen lassen kann. Bricht die Krankheit, einige Wochen nach der Infektion, aus, so ist die Behandlung langwierig, wobei ein Prozent der Erkrankten sterben und rund 30 Prozent bleibende Schäden behalten.

Die Borreliose ist in Schweden relativ häufig. Man rechnet zur Zeit mit etwa 10.000 Fällen im Jahr, wobei die Krankheit im Anfangsstadium nur selten zu diagnostizieren ist, da die „roten Ringe“ nur bei etwa der Hälfte der Fälle auftauchen und der Krankheitsausbruch erst Monate nach der Infektion auftreten kann.

Copyright: Herbert Kårlin

mardi 3 mai 2011

Kreuzfahrten nach Schweden

Kreuzfahrten nach Schweden oder Kreuzfahrten, die zumindest in Schweden eine Zwischenstation einlegen, weisen seit Jahren eine steigende Tendenz auf und werden auf Touristikmessen der ganzen Welt beworben. Grund ist natürlich weniger Schweden bekannt zu machen, sondern die hohen Anlegegebühren der Häfen und der hohe Umsatz, den Kreuzfahrttouristen in nur wenigen Stunden einer Stadt bieten.

Nahezu eine Millionen Touristen werden im Jahr 2011 von Kreuzfahrtschiffen zu einer der schwedischen Städte gebracht, wo jeder von ihnen im Durchschnitt in wenigen Stunden 1000 Kronen ausgibt. Insgesamt entspricht das also einer Milliarde Kronen an Umsatz, außer den Anlegegebühren, die pro Schiff bei rund 50.000 Kronen am Tag liegen und zusätzlichen Abgaben von über 20 Kronen pro Person und Tag, was zusätzlichen 40 Millionen Kronen entspricht.

Stockholm kämpft zusätzlich darum eine Stadt für „turnarounds“ zu werden, was bedeutet, dass eine Kreuzfahrt dort beginnt oder endet, da jeder zusätzliche Tag, den ein Besucher in Stockholm verbringt, um auf das Kreuzfahrtschiff oder die Flugverbindung zu warten, auch zusätzliche Einnahmen bringt.

Aber rund 450 Kreuzfahrtschiffe, die jedes Jahr einen schwedischen Hafen anlaufen, bedeuten nicht nur einen Aufschwung der Wirtschaft, sondern auch ein Umweltrisiko, das die Städte gerne verschweigen und vor allem in der Ostsee ein bedeutendes Umweltproblem ausmacht.

Nach geltendem Recht ist es nämlich zulässig, und am billigsten, alle Abwässer direkt ins Meer abzulassen, was bei einer Millionen Passagieren und zusätzlich der Hälfte an Personal der Schiffe eine beträchtliche Menge an Abwasser und Abfall ausmacht, das die Gewässer vor Schweden kaum noch verkraften. Die teilweise bereits ökologisch tote Ostsee ist ein deutliches Beispiel einer permanenten Überdüngung zu der auch die steigende Anzahl an Kreuzfahrtschiffen erheblich beiträgt. Von den Giften, die ein einziges Kreuzfahrtschiff auf der Reise entlang der schwedischen Küste in die Luft bläst, muss man dabei kaum noch reden.

Natürlich bieten heute die wichtigsten Häfen, die von Kreuzfahrtschiffen angelaufen werden, eine Leerung der Abwässer in das Kanalsystem der Stadt an und holen, auf Wunsch der Kapitäne, den anfallenden Müll ab, was jedoch mehr einen guten Willen zeigt als ein wirklich positives Ergebnis, da es keinerlei Gesetze darüber gibt, dass Abwasser und Abfall nicht direkt ins Meer gelangen darf.

Die beliebtesten Häfen Schwedens für Kreuzfahrtschiffe sind Stockholm mit 280 Fahrzeugen, Visby mit 70 Schiffen und Göteborg mit 51. Aber auch andere Häfen wie Malmö, Helsingborg oder Nynäshamn beginnen sich mehr und mehr für Kreuzfahrtschiffe zu interessieren, da kein anderer Tourist in so kurzer Zeit soviel Geld in der Stadt lässt wie ein Kreuzfahrttourist.

Copyright: Herbert Kårlin

lundi 25 avril 2011

Die Jagd in Schweden

In Schweden hat im Prinzip der Besitzer eines Grundstücks auf seinem Grund das Jagdrecht und kann daher entscheiden, wer auf diesem Grundstück jagen darf. Die Hälfte des schwedischen Grundes, vor allem in Mittel- und Nordschweden, gehört dem Staat und großen Aktiengesellschaften, die ihrerseits das Jagdrecht an Einzelpersonen oder Jagdgruppen vermieten, meist für mehrere Jahre im Voraus.

Besondere Bedingungen existieren in Lappland, wo das allgemeine Jagdrecht und das samische Jagdrecht bei der Elchjagd oft zu Konflikten führt, da die gleiche Fläche und die Jagd auf die gleichen Tiere von verschiedenen Rechten geregelt werden. Sami können ihre Jagdrechte jedoch weder verkaufen noch vermieten.

Damit auch Jäger ohne Grundbesitz und ausländische Jäger in Schweden jagen können, erlauben sowohl der Staat als auch viele Privatbesitzer oft eine sogenannte Kurzzeitjagd, was jedoch in der Regel bedeutet, dass der Jäger dort als Gast jagen darf und damit keinen Anspruch auf den Anteil an der erlegten Beute hat.

Besitzer von kleineren Ländereien oder Wald schließen sich oft zu einer Jagdgemeinschaft zusammen, die dann gemeinsam über Jagd und die Zulassung anderer Jäger entscheiden, was sich auch auf die gemeinsame Verwaltung des Wildes ausdehnt.

In Schweden hat die Jagd eine sehr große Bedeutung. Insgesamt gibt es rund 300.000 Jäger, von denen zwei Drittel Mitglieder des schwedischen Jägerverbands sind. Etwa die Hälfte der Jäger des Verbands besitzen eigene Jagdreviere und die Mehrheit der anderen haben bedeutende Jagdreviere von Staat und Aktiengesellschaften gemietet.

Ausländische Jäger dürfen, rechtlich gesehen, grundsätzlich in Schweden jagen. Da jedoch keinerlei freien Jagdgebiete zur Verfügung stehen, müssen sie von einer Jagdgesellschaft eingeladen werden oder eine Austauschjagd anbieten. In den meisten Fällen bedeutet dies jedoch, dass sich ein Jäger ohne Jagdgebiet oder ein ausländischer Jäger als bezahlender Gast an eine Jagdgesellschaft anschließen kann. Die Gebühren legt jeweils die betroffene Jagdgesellschaft fest.

Um in Schweden jagen zu dürfen, muss man die Jägerprüfung bestanden haben, über eine Jagdkarte verfügen und eine Waffenlizenz besitzen. Ausländische Jäger müssen zusätzlich bedenken, dass die Waffeneinfuhr in Schweden nur mit polizeilicher Genehmigung und Zollerklärung erfolgen kann.

Copyright: Herbert Kårlin

dimanche 24 avril 2011

Ostern in Schweden

Wer in Schweden Kindern am Ostersonntag Morgen erzählen will, dass der Osterhase Eier und Süßigkeiten versteckt hat, wird in den Kinderaugen nur ein Fragezeichen lesen und auf Unverständnis stoßen, denn auch wenn der „deutsche“ Osterhase mehrmals in Schweden eingeführt werden sollte, so ist ihm das bisher nur in Form von Schokolade gelungen, die deutsche Kaufhausketten nach Schweden exportieren konnten.

Weitaus mehr vertraut ist man in Schweden mit der „Påskkärring“, der „Osterhexe“, die am Gründonnerstag zum Blocksberg aufbricht und dann in der Nacht zum Ostersonntag zurück nach Hause fliegt. Als Påskkärringar bezeichnet man heute Kinder, die sich verkleidet und als Hexen geschminkt von Haus zu Haus bewegen und dort Kleingeld und vor allem Süßigkeiten bekommen.

Der Brauch der Påskkärring geht in Schweden mit Sicherheit bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurück, als sich allerdings nur Mädchen als Hexen verkleideten. Besonders ausgeprägt war der Brauch im Västra Götaland, im Värmland und im Dalsland. Heute findet man Jungen und Mädchen in ganz Schweden als Påskkärring durch die Straßen streifen. Allerdings bestehen lokale Unterschiede, denn in den meisten Regionen Schwedens sind die Påskkärringar am Gründonnerstag unterwegs und nur im Västra Götaland, Dalsland und Värmland ist es noch teilweise der Ostersamstag, wie nach dortiger Tradition.

Was in Schweden ebenfalls zu Ostern gehört ist das „Påskris“, das Osterreisig, das seine Wurzeln bereits im 17. Jahrhundert hat, wenn sich auch das Brauchtum im Laufe der Jahrhunderte mehrmals änderte. Seit 1870 ist jedoch das heutige Påskris mit seinen bunten Federn nachgewiesen, das man zu Ostern in nahezu jedem schwedischen Haushalt finden kann, wobei viele auch einen Baum oder Strauch im Garten mit Federn verzieren. Das Påskris erinnert an den Einzug von Jesus in Jerusalem und soll an die Leiden Christi erinnern. Während man früher einige Birkenzweige aus der Natur holte und diese selbst schmückte, kann man das Påskris heute in sehr vielen Geschäften Schwedens direkt für die Vase kaufen.

Natürlich haben Eier auch in Schweden zu Ostern eine besondere Bedeutung, denn da Ostern immer im Frühling liegt, so handelt es sich um die Zeit, in der Hühner nach der Winterpause wieder beginnen mehr Eier zu legen und die Mangelware der letzten Monate endlich wieder in grosser Menge zur Verfügung steht. Allerdings dienen bemalte Eier in Schweden zu Beginn der Osterzeit mehr der Dekoration als dass man sie isst, denn die überwiegende Mehrheit der Ostereier werden als Eihälften mit Majonäse und Garnelen oder anderem Belag serviert.

Wenn man in Schweden nur allgemein vom Osterei (Påskägg) spricht, so meint man allerdings nicht das dekorierte Hühnerei, sondern ein Pappei unterschiedlicher Größe, das mit Ostermotiven bedruckt ist und mit typisch schwedischen „Godis“ und anderen Süßigkeiten gefüllt wird und nicht nur Kinder zu Ostern überreicht bekommen.

Im Süden und Westen Schwedens ist auch das Påskeld, das Osterfeuer von Bedeutung, das am Abend des Ostersamstag auf verschiedenen Anhöhen entfacht wird. Bei diesem Feuer werden überwiegend die Weihnachtsbäume verbrannt, die man außer Reichweite der Nachbargemeinden vewahrte, meist im Keller. Das Feuer schreckt die Hexen ab, die in der Nacht vom Blocksberg (Blåkulle) zurückkehren und wegen dem Flammen keinen Schaden anrichten können.

Ostern in Schweden ist aber auch, wie Midsommar (Mittsommer) und Jul (Weihnachten) mit Essen verbunden, denn am Ostersamstag, dem eigentlichen Ostertag Schwedens, werden Prinskorv (kleine Wiener), Köttbullar (Hackfleischbällchen), Sill (Hering), belegte Eihälften, Lachs und ähnliche typisch schwedischen Leckereien zu Starkbier geboten. Je nach Gesellschaft geht der Abend dann, nachdem die Kinder ins Bett gebracht wurden, etwas feucht weiter.

Copyright: Herbert Kårlin

vendredi 22 avril 2011

Die Majblomman oder Maiblume in Schweden

Wer heute jedes Frühjahr zehntausende von Kindern auf den schwedischen Straßen sieht, die Majblommor (Maiblumen) verkaufen, kann sich kaum vorstellen, dass dieser Brauch über 100 Jahre zurückreicht, nämlich bis ins Jahr 2007. Und manche wissen auch heute noch nicht, dass der Verkauf dieser kleinen Papierblumen, die man sich an die Jacke oder die Bluse steckt, dazu dient die Kinderarmut zu bekämpfen.

Die ersten Majblommor wurden 1907 in Göteborg verkauft und sollten die Arztkosten und die Medikamente für arme Kinder finanzieren, die an TBC erkrankt waren. In diesen Jahren starb etwa ein Viertel der Bevölkerung Göteborgs an Tuberkulose, allen voran arme Kinder, die kaum mit ärztlicher Unterstützung rechnen konnten.

Beda Hallbergs Idee, jedem, der 10 Öre spendete, eine Majblomma zu schenken wurde bei der Bevölkerung Göteborgs erst sehr skeptisch aufgenommen, denn nach Meinung vieler, sollte sich der Staat um Wohlfahrt kümmern und nicht Privatpersonen. Glücklicherweise erhielt Beda Hallberg mit der Göteborgs Handels- och Sjöfartstidning eine wertvolle Unterstützung, denn die den Arbeitern nahe stehende Zeitung lobte die Initiative mit den besten Worten.

Dadurch konnten bereits im ersten Jahr in einer Stadt, die gerade einmal über 130.000 Einwohner verfügte, 139.000 Maiblumen von Pfadfindern und Schulklassen verkauft werden, was das Leben sehr viele Kinder in Göteborg rettete. Über den Erfolg dieser Aktion berichtete die Presse in ganz Schweden, was dazu führte, dass sich der Gedanke Beda Hallbergs noch im gleichen Jahr wie ein Lauffeuer über ganz Schweden ausdehnte.

Aber der Gedanke der Majblomman blieb nicht nur auf Schweden begrenzt, denn bereits ein Jahr später folgte Finnland dem Beispiel Schwedens. Im Jahre 1909 folgten die Nachbarn Norwegen und Dänemark. Wieder ein Jahr später kam die Kinderhilfsaktion nach Holland und Belgien. Immer mehr Länder schlossen sich, mit sehr unterschiedlichem Erfolg, der Aktion an, wobei 1922 auch Amerika die Maiblume einführte und 1932 schließlich Indien.

Im Jahre 1911 war die Majblomman auch nach Deutschland gekommen, wo sie einige Jahre einen gewissen Erfolg hatte, dann aber wieder vergessen wurde, trotz der großen Kinderarmut, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts in Deutschland herrschte.

In Schweden leistet der Verkauf der Majblomman heute einen bedeutenden Beitrag im Kampf gegen Kinderarmut. Die Gelder helfen nicht nur armen Kindern bis zu 18 Jahren zu einer Ferienreise, finanzieren teure Behandlungen oder erlauben ihnen eine Brille zu kaufen, denn jedes Jahr wird auch eine Million Kronen in Forschung investiert, die darauf gerichtet ist Kindern eine bessere medizinische Vorsorge und Behandlung zu bieten oder deren Alltag besser zu gestalten. Ein besonderer Wert wird hier auf vorbeugende Maßnahmen zur physischen und psychischen Gesundheit von Kindern gelegt.

Copyright: Herbert Kårlin